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Lackierung von Kunststoffen – Wie und Weshalb

07 feb 2017

"Indem ein Kunststoffprodukt lackiert wird, wird es schön gestaltet. Das ist für unsere Kunden immer wichtiger. Zum Beispiel für die Kunden aus dem Medizinbereich, die ein glattes Metallicband auf ihren Geräten wünschen. Das Äußere wird auch in diesem Bereich immer wichtiger. Es gibt auch funktionelle Gründe Kunststoffe zu lackieren, zum Beispiel zur Brandverzögerung oder zum Schutz im Allgemeinen." Erik Janssens ist bei Pekago für die Lackierung der Kunststoffprodukte zuständig, die den Kunden geliefert werden, und ist stolz auf seine Arbeit: "Ich finde es schön, aus nichts etwas zu machen und so ein schönes Enderzeugnis herzustellen. Ich sehe meine Arbeit auch überall, weil die Lacke sich ja an der Außenseite befinden. Zum Beispiel auf den Geräten in einem Krankenhaus, aber ins Krankenhaus möchte ich natürlich nicht unbedingt, haha."

"Als ich sechzehn Jahre alt war und die Schule noch besuchte, arbeitete ich im Rahmen eines Ferienjobs schon mit Kunststoffen. Zunächst habe ich nur Kunststoffe bearbeitet, aber schließlich habe ich mir die ganze Lackierung von Kunststoffen zu Eigen gemacht. Es gibt nur wenig Ausbildungen in diesem Bereich, eigentlich nur Ausbildungen zum Autolackierer oder Maler. Ich habe den Beruf denn auch in der Praxis erlernt, unter der Betreuung einer Person mit sehr viel Erfahrung." Wenig Theorie also? "Das stimmt, obwohl ich oft über Lackiersysteme und Ähnliche lese. Es gibt immer mehr Kunststoffsorten, und also ist man auch immer mehr von Spezialisten abhängig. Natürlich studiere ich auch gründlich die Spezifikationen der Lieferanten hinsichtlich empfohlener Schichtstärken u. Ä. Für die Industrie läuft vieles standardmäßig, aber wir arbeiten immer öfter für die Luftfahrt und die medizinische Industrie. Dort gelten hohe Anforderungen."

Luftfahrt: hohe Anforderungen an die Lackierung von Kunststoffen
"Die Luftfahrt stellt hohe Anforderungen an Lacke. Wenig Gewicht und Brandverzögerung sind dort extrem wichtig. Um spezifische Eigenschaften zu erfüllen, muss der Lack eine bestimmte Stärke haben, aber auch der Glanz ist wichtig. Wenn ein Produkt sich aus Teilen mehrerer Lieferanten zusammensetzt, müssen alle Teile natürlich denselben Glanz haben. Wir arbeiten häufig mit (Spritz-) Effektlacken: Zuerst kommt die Grundierung, dann der Decklack, mit dem auch die Spritzeffektschicht realisiert wird. Lackieren ist natürlich eigentlich spritzen, aber ganz fein: Durch Luftdruckvariationen entstehen feine oder grobe Tröpfchen. Um einen gewissen Schwammeffekt zu erzielen, verarbeiten wir auch immer öfter geschäumte Kunststoffe. Ein besonders füllender Grundlack entfernt die Schaumstrukturen dann wieder. Manchmal muss man noch nachscheuern, aber meist reichen (Spritz-) Effektlacke aus."

"Luftfahrtkunden verlangen fast immer FST-Lacke. Dabei werden viele Anforderungen gestellt. So muss der Lack flammlöschend sein, darf bei einem Brand nicht zu viel Rauch entstehen, und darf es nur nichttoxischen Rauch geben. FST heißt denn auch: Fire, Smoke, Toxiticity. Alle Produkte werden entsprechend getestet: Beständigkeits- und Brandtests. Beim Lack achtet man auf gute Haftung und Optik." Und die Lacke sind überall erhältlich? "Nein, diese FST-Lacke kaufen wir nur bei zertifizierten Produzenten. Sie erhalten das betreffende Zertifikat, wenn ihre Lacke die Anforderungen bspw. von Airbus erfüllen. Alle Dosen sind auch mit Partienummern versehen, die auf Lackmuster hinweisen, die im Katastrophenfall zurückverfolgt werden können. Bei Flugzeugzwischenfällen wird sowieso eine ganze Bibliothek geöffnet, und müssen alle Lieferanten ihre Unschuld beweisen können."

Jeder Kunde hat eine eigene Geschichte
"Auch die medizinische Industrie stellt immer höhere Anforderungen an die Lacke. Vom Kunden werden immer öfter bestimmte Lacke und Schichtstärken vorgeschrieben. Desinfektionsmittel, bspw. in Krankenhäusern, werden nämlich immer aggressiver, und die Kunststofferzeugnisse dürfen dann natürlich nicht angegriffen werden. Wenn man richtig saubermachen will, darf es sich auch nicht rau anfühlen. Ein Effektlack mit Körnung sieht zwar sehr schön aus und ist preisgünstiger, weil man in zwei Schichten arbeiten kann, lässt sich aber schwieriger reinigen. (Spritz-) Effektlacke müssen zusätzlich bearbeitet werden und sind deshalb zumeist etwas teurer, fühlen sich aber glatter an, was die Reinigung erleichtert."

"Jeder Lackauftrag unserer Kunden hat eine andere Geschichte. Die Luftfahrt und der Medizinbereich verlangen zwecks Kosteneinsparung und Brandverzögerung Teile mit dünnen Schichten. Die Industrie verlangt dagegen meist stärkere Schichten, um ihre Produkte gut zu schützen. Kunden, die Kunststoffe lackieren lassen möchten, müssen auch die Formgebung bedenken: Scharfe Ränder wollen wir natürlich vermeiden, denn sie lassen sich nur schwer lackieren und sind anfällig. Die gewünschten Kunststoffe müssen eine Lackierung auch vertragen können. Nötig sind dann manchmal ganz spezielle Haftgrundierungen, die das Produkt wieder verteuern."
"Wir wählen den Kunststoff zumeist gemeinsam mit dem Kunden aus und geben dann selbstverständlich auch Tipps zum Lackierkomfort. Oft weiß der Kunde nicht genau, was er will oder braucht, aber dank unserer Erfahrung können wir ihn natürlich gut beraten. Und das tun wir dann auch gerne."

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